Mein erstes Messer war ein Morakniv. Damals war es eine Bezeichnung für Messer, die in einem der vielen Betriebe in und um Mora in Dalarna gefertigt wurden. Heute gibt es nur noch einen Hersteller und der heißt dann praktischer Weise auch Morakniv. Messer aus Mora sind klassische schwedische Messer für den Gebrauch im Wald, am See und im Haushalt. Ein echter Allrounder also. Hier findest Du einige Infos zur Geschichte, zur Verwendung und einige Tipps worauf Du beim Kauf eines Moramessers achten solltest.
Woran erkenne ich ein Morakniv?
Das klassische Morakniv hat einige Designelemente, die sich über die Jahrzehnte kontinuierlich durch alle Messermodelle hindurchziehen. Die klassischen Designelemente sind:
Die Messerscheide
Die Scheide eines Moramessers wurde früher aus Leder, später dann aus Vulkanfiber hergestellt. Vulkanfiber-Scheiden sind aus einem dünnen sehr harten Material gefertigt, das wie geprägtes Leder wirkt und früher auch für die Herstellung von Reisekoffern verwendet wurde. Heute kommt Plasik zum Einsatz. Die Designelemente sind über die Zeit die selben geblieben: Meistens sind die Scheiden braun, rot oder schwarz. Sie haben eine symmetrische Form, rückseitige Naht und einen Spitz nach unten zulaufenden Übergang zwischen Griff und Klinge. Oftmals haben sie eine Prägung des Wappens der Provinz Dalarna oder des Herstellers auf der Vorderseite. Bei alten Messern findet man häufig eine schwarze Einfärbung auf Griffhöhe sowie der Spitze.
Das Messer
Das klassische Morakniv ist in seiner Gesamtheit sehr schlicht, symmetrisch aufgebaut und harmonisch in der Linienführung.
Die Klinge
Die Klinge eines Moramessers muss sowohl den Anforderungen eines Waldarbeiters, als auch den Wünschen eines Schnitzers für Dalapferde genügen. Eine Allround-Klinge, die robust, günstig und einfach zu schärfen sein muss. Die günstigste Version hat somit eine Klinge aus Carbonstahl. Der rostet zwar, ist aber sehr gut zu schärfen. Zum Schnitzen verwendet man Laminatstahl. Der Kern der Klinge ist sehr hart, die Wangen aber weicher und somit flexibler. Dadurch vermeidet man ein Brechen der Klinge unter starker Beanspruchung. Heutzutage kommt sehr oft rostfreier Stahl zum Einsatz.
Die Klingen sind zwischen 6 und 15 cm lang und verfügen an der Spitze über einen sog. Droppoint, laufen also spitz zu. Dadurch passen sie in die symmetrischen Messerscheiden eines Morakniv und es ist egal wie rum man das Messer reinsteckt.
Ein wenig zur Geschichte des Morakniv
Moramesser sind seit fast zweihundert Jahren im Einsatz. Die ersten Hersteller von Messern in Mora und Dalarna waren Hersteller von Nähmaschinen und Uhrwerken, Stellmacher und Ausrüster von Holzfällern. Sie alle bauten Messer, die vielseitig verwendbar sind, haltbar und vor allem günstig. Damals kostete ein Morakniv so viel wie ein Waldarbeiter in der Stunde verdiente. Heute kostet ein einfaches Moramesser soviel, wie ein Waldarbeiter in 20 Minuten verdient. Die ersten Messer hatten eine gerade Klinge, einen Griff aus Masurbirke und eine Scheide aus Leder.
1898 begann Frost Erik Ersson mit der industriellen Herstellung von Messern. Noch heute findet man manchmal im Loppis Messer mit einem Frost-Prägestempel auf der Klinge. Weitere Firmen kamen dazu. Die Messerfabrik von K. A. Andersson fing irgendwann an die Griffe rot einzufärben. Dadurch konnte man einfaches Birkenholz verwenden. Die Farbe schützte die Griffe und wenn man eins im Wald verlor war es schnell wieder gefunden.
Heute gibt es nur noch die Firma Morakniv, die aus einem Zusammenschluss der Messerhersteller KJ Eriksson, Carl Andersson, FM Matsson und Frost entstand. Auf alten Moramessern und Vulkanfiber-Messerscheiden kann man die verschiedenen Prägestempel noch finden.
Worauf ist beim Kauf eines Morakniv zu achten?
Morakniv hat sich heute darauf spezialisiert für jeden Bedarf das passende Messer zu liefern. Das beginnt bei den Kindermessern mit Fingerschutz. Auch gibt es schwimmende Anglermesser und Handwerkermesser und Schnitzmessern für Dalapferde und Löffel. Hochwertigen Outdoormesser runden das Programm von Morakniv ab.
Für die meisten Anwendungen reicht wohl das klassische Morakniv mit rotem Holzgriff, Carbonstahlklinge und schwarzer Messerscheide aus Kunststoff. Es kostet unter 15,- € in Schweden und hat eine Klingenlänge zwischen 7,5 cm und 15 cm. Ideal zum Schnitzen, Brot schmieren und als Werkzeug auf einer Wanderung in Schweden.
Wer es etwas kleiner mag kann auch das kleinste Morakniv-Modell, das Mora Eldris nehmen.
Für alle anderen Anwendungen muss man für sich selber klären wofür man es braucht und welchen Qualitätsansprüchen das Messer genügen muss. Denn einfache und praktische Moramesser gibt es bereits für unter 10,- €.
Der Stahl der Klinge kann sehr unterschiedlich sein. Carbonstahl hat zwar den Nachteil, dass er rostet. Dafür lässt er sich aber einfach schleifen. Wer die Klinge regelmäßig trocken wischt und ab und zu durch eine fettige Wurst zieht kommt damit gut klar. Laminatstahl ist relativ teuer, aber sehr schnitthaltig und beständig. Rostfreier Stahl ist zwar pflegeleicht. Dafür aber schwer zu schärfen.
Morakniv selber bauen
Für jeden, der es etwas individueller mag gibt es drei Möglichkeiten. Die erste ist der Kauf eines handgemachten Moramessers aus meiner Messerwerkstatt. Die zweite Möglichkeit ist der Kauf eines alten Moramessers im Loppis, das man anschließend restauriert. Die dritte Möglichkeit ist der Kauf einer Moramesserklinge, mit der man sich ein eigenes Morakniv baut.
Warum ich klassische Moramesser bevorzuge
Ich selber baue seit Jahren Messer und habe mich dabei viel mit Klingen, Griffen und Scheiden auseinandergesetzt. Und natürlich bin ich immer auf der Suche nach der idealen Linienführung und Ausgewogenheit eines Messers. Und natürlich kann man für jeden Anwendungsbereich ein eigenes Messer haben.
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Aber das klassische Morakniv hat sich über Jahrzehnte zu einem robusten Allrounder entwickelt, der fast alle Anwendungsbereiche abdeckt. Warum also etwas Neues erfinden? Deshalb baue ich den Klassiker auch gerne nach. Teilweise verwende ich alte Klingen und alte Scheiden. Manchmal aber auch neue Klingen und alte Messerhüllen oder ich mache alles neu. Hier findest Du einige Bilder mit Beispielen:
Morakniv Moramesser - das klassische schwedische Messer, Foto: Gustav vom Pfefferberg