Fika – schwedische Kaffeekultur

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Fika Schweden
Fika schwedische Kaffeekultur Foto: Imagebank Sweden Helena Wahlmann

Fika bezeichnet in Schweden die typische Pause, die ca. 15 bis 30 Minuten dauert und aus einem Kaffee, einem Stück Gebäck und einem zwanglosen Gespräch besteht.

Fika ist eines der Wörter, die man nicht in die deutsche Sprache übersetzen kann. Eigentlich bedeutet „att fika“ so viel wie: einen Kaffee trinken. Aber es ist viel mehr als das! Fika – das ist ein Lebensgefühl, das sich während einer gemeinsamen Kaffeepause entwickelt. Es ist Teil der schwedischen Kaffeekultur. Man isst dabei einen Kanelbulle, spricht über dies und das und hat gemeinsam eine gute Zeit.

Hier erfährst Du was bei einem richtig schwedischen Fika zu beachten ist:

Fika – die schwedische Kaffeepause

Jede Sprache besitzt Worte, die man nicht in eine beliebige andere Sprache übersetzen kann. Beim Kaffee in Schweden sind es gleich zwei Worte: „Fika“ und „påtår“. Ersteres ist eine soziale Institution. Sie beschreibt eine Pause von einer Aktivität, um gemeinsam mit anderen Menschen ein schwarzes Heißgetränk, oder ein beliebiges anderes Getränk zu sich zu nehmen. Meistens gehört auch etwas zu essen dazu, ein sogenanntes Fikabröd, also ein Kanelbulle – eine Zimtschnecke, oder eine andere Form von Gebäck.

Fika ist schwedische Lebenskultur

Beim Fika kann man viel über die schwedische Lebenskultur lernen, da Fika ein Ausdruck so vieler schwedischer Besonderheiten ist.

Fika entspannt

Es ist eine Pause, die man nicht direkt am Arbeitsplatz macht. Man schiebt alles Dringende erstmal beiseite und entspannt. Mit einer dampfenden Tasse Kaffee. Und wenn man zwischendurch auf Gebäck oder Keksen kaut, dann kann man dabei auch nicht dauernd reden. Das entschleunigt und erklärt, warum so viele Schweden so entspannt wirken.

Fika ist kommunikativ

…da man die Pause nicht alleine macht, sondern in ungezwungenen Gruppen zusammen kommt. Und wenn man sich informell austauscht kann man trotz Entspannung viel effektiver sein. Und dadurch erfolgreicher und glücklicher.

Kaffee macht glücklich

Fika ist mit einer der Gründe, warum die Schweden mehr Kaffee trinken als die Deutschen. Und in der Kombination mit den anderen positiven Effekten von Fika sind die Schweden insgesamt glücklicher.

Påtår – das Recht sich nach zu schenken

„Påtår“ ist auch ein unübersetzbares Mysterium. Eigentlich wird nur das Nachfüllen von Kaffee beschrieben, aber in der Kultur des Landes bedeutet es mehr. Nach dem man sich einen Kaffe eingefüllt hat (kaffetår) und innerhalb von ca. 20 Minuten in die in Gebrauch befindliche Tasse nachgeschenkt hat, spricht man vom påtår. Füllt man sich ein weiteres Mal nach, so spricht man vom tretår. In schwedischen Cafés und Konditorien ist es normalerweise üblich, dass der påtår im Preis inbegriffen ist. Eine schöne Besonderheit in Schweden.

Das sagen die Sprachwissenschaftler: Fika in der Etymologie

Die Linguisten vermuten, dass Fika seinen Ursprung in der Sprache der Hausierer der Landschaft Dalarna hat. Vergleichbar mit dem Rotwelsch in Deutschland handelt es sich dabei um eine Sondersprache einer einzelnen Berufsgruppe. Kaffee heißt auf schwedisch kaffe, im Dialekt von Dalarna kaffä. Wenn man die Laute ein wenig durcheinanderschüttelt, dann erhält man als neues Wort „Fäka“ oder auch „fik“ Andere Quellen verweisen auf den Slang, der in Stockholm im Gefängnis Långholm gesprochen wurde, aber vermutlich einen ähnlichen sprachlichen Ursprung hat.

Fika – die beste Zeit dazu ist…: immer!

In Schweden ist immer Zeit für eine gute Tasse Kaffee. Während in Deutschland oftmals bereits nachmittags oder abends Schluß ist mit dem Kaffeetrinken, hat das schwarze Getränk in Schweden zu jeder Zeit eine Berechtigung. Zum Abschluss eines Abendessens genauso wie vorm ins Bett gehen. Neben der passenden Zeit benötigt man natürlich auch den passenden Anlass zum Fika. Der findet sich immer. Mit Freunden, mit der Familie, mit Kollegen, aber auch mit Geschäftspartnern. Und im Urlaub in Schweden sowieso.

Was ist beim Kaffee trinken zu beachten?

Kaffee in Schweden ist meist stärker aufgebrüht als bei uns. Das hängt zum einen mit den verwendeten Kaffeesorten zusammen, zum anderen mit der Röstung, die in der Regel effektiver und dunkler ist als in Deutschland. Ausführliche Informationen findest Du im Artikel über schwedischen Kaffee.

Was ausser Kaffee zu einem echten schwedischen Fika dazu gehört

Achte beim Fika darauf, dass das ganze Setting stimmt. Der Platz für ein Zusammenkommen soll euch nicht an die Arbeit oder die alltäglichen Aufgaben erinnern. Und er sollte gemütlich sein.

Der Kaffee schmeckt am besten, wenn er frisch aufgebrüht ist und von einer kleinen Belohnung, also einem süßen Gebäck begleitet wird.

Die Menschen mit denen du zum Fika zusammen kommst sollten angenehme Menschen sein und die Dinge, die ihr besprecht sollten nicht zu konfliktbeladen sein. Schließlich wollt ihr ja alle entspannen und glücklich werden.

Danach können alle wieder gemeinsam mit Schwung an die Arbeit gehen.

Fika in Deutschland

Die besten Plätze um in Deutschland ein Fika zu machen sind sicherlich die schwedischen Kirchen in Hamburg, Berlin, Frankfurt und München. Schau nach den Öffnungszeiten der Cafés und setz Dich rein.

Fika in Skandinavien

Auch in Finnland kennt man die Tradition des Fika. In Dänemark kennt man es nicht, aber es hat natürlich auch viel mit dem dänischen hygge gemeinsam.

Fotos: © Imagebank Sweden/Faramarz Gosheh, Tina Stafrén, Henrik Trygg, Helena Wahlmann

Dieser Artikel beschreibt die Mysterien fika und påtår, die sich leider nicht eins zu eins ins Deutsche übersetzen lassen. Weitere schwedische Besonderheiten kriegt Du in diesem Artikel erklärt.

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