Schwedische Wanderschuhe mit Schalenprinzip

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schwedische Wanderschuhe Lundhags
schwedische Wanderschuhe Lundhags

Wer in Schweden oder Norwegen wandert, dem wird auffallen, dass schwedische Wanderschuhe anders aussehen, als deutsche Wanderstiefel. Das liegt zum einen an der Höhe des Stiefelschaftes, zum anderen am Prinzip der Wanderstiefel. Während Deutsche in der Regel Vollintegral-Wanderstiefel tragen, sind schwedische Wanderschuhe nach dem Schalenprinzip aufgebaut.

Schwedische Wanderschuhe – Einsatzbereiche, Funktionsprinzip, Aussehen, Pflege

Beim Wandern in Schweden wird man schnell einen Unterschied zwischen den Deutschen und den einheimischen Wanderern feststellen. Während die Deutschen Wanderstiefel von Meindl, Hanwag oder Lowa tragen und sich in zahlreichen Threads darüber austauschen wie man seine Wanderschuhe wasserdicht kriegt, sind schwedische Wanderschuhe schon fertig gedacht und haben das viel wichtigere Problem, das Wasser, also den Schweiß aus dem Schuh raus zu kriegen bereits gelöst: schwedische Wanderschuhe funktionieren nach dem Schalenprinzip.

Schwedische Wanderschuhe haben in der Regel auch einen höheren Schaft als deutsche Wanderstiefel. Warum ist das so?

Hohe Wanderschuhe – mehr Stabilität im Flachland und im Gebirge

Schwedische Wanderschuhe haben in der Regel eine Schafthöhe von 30cm bei Männern und ca. 26cm bei Frauen. Das gibt nicht nur dem Fuß mehr Halt sondern auch dem Knöchel. Dies ermöglicht es Dir sowohl im Flachland als auch im Gebirge länger ermüdungsfrei zu wandern. Insbesondere im Gebirge bei längeren Strecken bergab wirst Du den Vorteil eines hohen Schaftes relativ schnell spüren. Mein Tipp fürs Gebirge: Den Schaft bergauf etwas lockerer binden und bergab etwas fester. Insgesamt neigen die Deutschen dazu Ihre Wanderstiefel zu fest zu schnüren. Da Füße beim Wandern anschwellen unterbindet man dadurch eine ordentliche Durchblutung.

Insbesondere beim bergab wandern auf Geröllfeldern empfehlen sich schwedische Wanderschuhe mit hohem Schaft. Wenn man bergab läuft und mit den Hacken zuerst im Geröll einsinkt, was den Schritt dämpft und die Knie entlastet ist ein hoher Schaft unerlässlich, damit Dir kein Geröll von oben in den Schuh eindringt.

Der hohe Schaft schwedischer Wanderschuhe bietet zudem den Vorteil, dass man beim Durchwaten von Gebirgsbächen und sumpfigen Streckenabschnitten nicht von oben voll läuft.

Hier findest Du einen ausführlichen Test des schwedischen Wanderstiefels Lundhags Vandra High.

Das Schalenprinzip bei schwedischen Wanderschuhen

Bei unserer kompletten Outdoor-Ausrüstung achten wir genauestens auf die Einhaltung des Schalenprinzipes. Am Oberkörper tragen wir auf der Haut ein dünnes Unterhemd, das den Schweiß gut aufnimmt und schnell nach außen weiter transportiert. Dann kommt eine zweite Lage, die einerseits viel Feuchtigkeit aufnehmen muss, andererseits diese dann auch weiter transportieren soll. Als dritte Schicht haben wir aussen meist eine Hardshelljacke, die uns vor den äußeren Einflüssen schützt. Wenn die erste und zweite Schicht zu nass geworden ist wechseln wir sie und trocknen sie während wir weiter wandern aussen am Rucksack. Erstaunlicher Weise verzichtet man in Deutschland auf dieses Prinzip, wenn es um das Körperteil geht, das subjektiv empfunden am meisten Schweiß absondert – die Füße!

Das Schalenprinzip schwedischer Wanderschuhe

Schwedische Wanderschuhe sind nach dem Schalenprinzip aufgebaut. Das bedeutet, dass sie so funktionieren wie auch das Zwiebelrpinzip unserer anderen Outdoor-Ausrüstung:

  • zuerst eine dünne Schicht am Körper. Ich verwende dafür an den Füßen dünne Socken aus Merinowolle von Woolpower, sogenannte Liner
  • dann dickere Socken, je nach Jahreszeit als 400er oder 600er Socken von Woolpower. Die Socken sollten aus einem Materialmix von ca. 2/3 Merinowolle und 1/3 Polyamid bestehen, um einerseits optimal Feuchttigkeit aufzunehmen und andrerseits den Fußschweiß vom Fuß weg zu transportieren.
  • Einlagen aus Filz
  • aussen dann der Wanderstiefel. Der untere Bereich besteht aus einer Zellgummibasis, der obere Bereich aus atmungsaktivem Leder.

Das schwedische Militär hat einen Sockenwechsel-Rythmus von 90 Minuten. Solange es nicht zu warm ist kann man die Zeit bis auf 3 Stunden hinausdehnen. Dann wechselt man die Socken gegen zwei trockene Paar und tauscht auch die Einlegesohle aus. Der Vorteil liegt darin, dass man so immer trockene Füße hat, die Haut nicht durch die Feuchtigkeit aufweicht und man keine Blasen kriegt. Blasen entstehen durch Reibung. Mit zwei Strümpfen übereinander findet die Reibung zwischen den Socken statt und das erspart Dir bei schwedischen Wanderschuhen Blasen an den Füßen.

Wanderschuhe im Schalenprinzip sind leichter als man denkt

Beim ersten Vergleich von schwedischen Wanderschuhen nach dem Schalenprinzip mit deutschen Wanderstiefeln erscheint die schwedische Variante zusammen mit den Einlegesohlen und Socken relativ schwer. Bedenkt man aber, dass gefütterte Wanderstiefel bis zu 300gr Schweiß pro Fuß aufnehmen stehen schwedische Wanderschuhe mit austauschbaren Socken und Einlegesohlen viel besser da.

Wenn Du allerdings nach leichten Wanderschuhen suchst, dann empfehle ich dir die Giesswein Wool X.

Schwedische Wanderschuhe in Deutschland kaufen

Der schwedische Schuhmacher Lundhags aus Jämtland, der seit dem Jahre 1932 streng nach dem Schalenprinzip seine Schuhe produziert ist mittlerweile auch in Deutschland erhältlich. Somit kann man schwedische Wanderschuhe sehr gut in Deutschland kaufen. Der gut sortierte Fachhandel sowie einige Internet-Outdoorausrüster haben sie im Angebot. Preislich liegen schwedische Wanderschuhe oberhalb der deutschen Wanderstiefel. Allerdings halten Sie in der Regel auch deutlich länger und man hat mehr Freude an den Wanderschuhen. Dies gilt für alle Wanderungen, die länger als drei Stunden dauern und ganz besonders natürlich für Mehrtagestouren, bei denen man dauerhaft trockene Füße haben will.

Schwedische Wanderschuhe bei Bergfreunde.de

Lundhags Kängor bei outnorth.de

Schwedische Wanderschuhe nach dem Schalenprinzip, Fotos: Lundhags, Gustav

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